VIII. Schlüsselsequenz 11d: Prüfung der Aufnahmeanträge

Die Schlüsselsequenz des Films, die mit einer Lauflänge von 10:22 Minuten zugleich die mit Abstand längste Sequenz ist, beschreibt die Prüfung von Aufnahmeanträgen im Flüchtlingslager Uelzen. Die Entscheidungen der Sachbearbeiter fallen dabei zum Teil hart aus.

Prüfung der Aufnahmeanträge (S 11d)

Aufgaben

  1. Geben Sie übersichtlich wieder, über welche Anträge positiv bzw. negativ entschieden wird.
  2. Diskutieren Sie, welche Ablehnungen Ihnen unangemessen erscheinen. Der Sprecherkommentar liefert Begründungen für diese negativen Bescheide – beziehen Sie diese Gründe in die Diskussion mit ein.

Die Aufnahmen dieser Sequenz wurden Kipp zufolge mittels zweier versteckter Kameras gemacht, die dicht nebeneinander gestanden haben müssen, da vom Übergang aus der Totale in die Nahaufnahme keine Perspektivveränderung feststellbar ist. Betrachtet man die Sequenz aufmerksam, stellt man schnell fest, dass die Kamera noch weitere Perspektiven einnimmt.

  1. Setzen Sie die im Film genannten Antragsbegründungen in Beziehung zur heutigen Flüchtlingssituation. Wo sehen sie Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
  2. Informieren Sie sich über die aktuellen Bestimmungen zur Anerkennung von Asyl in Deutschland. Tauschen Sie sich im Plenum darüber aus.
  3. Markieren Sie in dem Grundriss des Raumes die verschiedenen Positionen, die die Kamera während der Sequenz einnimmt. Platzieren Sie die Icons an den Standorten, die die Kamera eingenommen haben muss, um die einzelnen Motive einzufangen. Arbeiten Sie heraus, wie viele Kameras idealerweise beim Drehen der Sequenz zum Einsatz gekommen sind. Mit dem Zahlen-Werkzeug können Sie bestimmte Positionen zu Bezugszwecken nummerieren.
Nummerierung
Kamera
  1. Trotz der Bemühung der Kameramänner, unentdeckt zu bleiben, ist erkennbar, dass mindestens zwei Antragsteller während der Aufnahmen bemerkten, dass sie gefilmt oder zumindest beobachtet wurden. Welche sind gemeint? Extrahieren Sie die entsprechenden Filmbilder mit dem Ausschneidewerkzeug
  2. Die Aufnahmen wurden stumm gedreht. Empfinden Sie das Fehlen von O-Ton in dieser Sequenz als Mangel oder als Stärke? Erläutern Sie Ihre Auffassung.
Sek II
  1. Stellen Sie sich vor, die Sequenz wäre mit O-Ton aufgenommen worden. Mit der damaligen Tonfilmtechnik wären auch zahlreiche Nebengeräusche, Husten, Hintergrundgespräche etc. mit aufgezeichnet worden, sodass der Zuschauer konzentriert hinhören müsste, um den Gesprächen folgen zu können. Ein gleichzeitig eingespielter Off-Kommentar würde dabei als sehr störend wahrgenommen werden. Beschreiben Sie, wie die Sequenz hätte umgearbeitet werden müssen, damit sowohl der O-Ton als auch die Erklärungen des Sprechers zur Geltung kommen könnten?
Sek II
  1. Nehmen Sie die Rolle des Sachbearbeiters ein und legen Sie zu einer der in der Sequenz gezeigten Personen eine Akte an, die einen fiktiven Lebenslauf, die Begründung des Aufnahmeantrags und den abschließenden Bescheid enthält. Verwenden Sie hierfür das Formular: Erfassungsbogen zum Aufnahmeantrag und füllen Sie dieses vollständig aus.
    Alternativ können Sie auch ein Gesprächsprotokoll verfassen, das keinen formalen Vorgaben folgen muss, aber ebenfalls Angaben zum fiktiven Lebenslauf (Geburtsdatum, -ort, Familienstand, Ausbildung und berufliche Tätigkeit) umfassen soll. Im Rahmen des Protokolls können Sie das Aufnahmegespräch, das im Film auf die wesentlichen Punkte reduziert wird, ausführlicher wiedergeben und hierbei zusätzliche Aspekte einbringen, für die im Erfassungsbogen zum Aufnahmeantrag kein Platz vorgesehen ist. Begründen Sie jedoch auch im Gesprächsprotokoll den Entscheid der Aufnahmebewilligung oder -ablehnung.
  1. Vergleichen Sie die ausgearbeiteten Lebensläufe und die jeweils getroffenen Entscheidungen im Plenum.

Anregungen

  • Zwei Antragsteller, der Maurerpolier (E 144–145) und die Zeichnerin (E 158–159), erreichen ihre – im Fall der Zeichnerin vorläufige – Aufnahme aufgrund der politischen Verfolgung, der sie in der SBZ ausgesetzt sind. Worin könnten die Gründe für diese politische Verfolgung liegen?
  • Das „Mädchen aus Ostpreußen“ (E 152–156) hat längere Zeit „in einem russischen Gefangenenlager“ zugebracht. Schicksale wie dieses sind keine Seltenheit. Berücksichtigen Sie und schildern Sie ggf. die traumatischen Erlebnisse, die Ihr(e) Antragsteller(in) in den letzten Kriegswirren und der Nachkriegszeit durchlebt hat. Ziehen Sie ggf. → M1: Chronologie von Flucht und Vertreibung 1944–1949 zur Orientierung heran oder verwenden Sie ergänzend externe Informationsquellen.
  • Beachten Sie, dass nicht alle Antragsteller ihre Heimat verloren haben, sondern auch aus anderen Gründen eine Zukunft in den Westzonen suchen.

1. Maurerpolier (E 144-145)

2. Zeichnerin (E 158-159)

3. „Mädchen aus Ostpreußen“ (E 152-156)