Rainer Küchenmeister

Rainer Küchenmeister wurde am 14. Oktober 1926 in Ahlen/Westfalen geboren und starb am 6. Mai 2010.

Er ist der Sohn des Drehers und kommunistischen Journalisten Walter Küchenmeister, der während der Zeit des Nationalsozialismus der Roten Kapelle angehörte, an deren Zusammenkünften teilnahm, Flugblätter verfasste und diese auch verteilte. Rainer Küchenmeister begann nach dem Schulbesuch 1941 eine Ausbildung als Dekorationsmaler in Berlin. Bereits vorher hatte er dem Maler und Bildhauer Kurt Schumacher, einem Freund seines Vaters und ebenfalls Mitglied der Roten Kapelle, bei der Ausgestaltung der Eingangshalle der „Neuen Post“ in Berlin-Schöneberg assistiert und dabei vor allem die Grundtechniken der Wandmalerei erlernt.

Am 16. September 1942 wurden Walter Küchenmeister ebenso wie seine Lebensgefährtin Elfriede Paul und sein Sohn Rainer von der Gestapo festgenommen, im Februar 1943 wurde Walter Küchenmeister zum Tode verurteilt und am 13. Mai 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Rainer wurde im Zuge der Verhaftung seines Vaters zunächst wie Cato im Polizeigefängnis Alexanderplatz inhaftiert und dann in das Jugendkonzentrationslager Moringen verlegt sowie im März 1945 in ein Wehrmachts- Strafbataillon gesteckt.

Im Alter von 18 Jahren kehrte Rainer Küchenmeister schließlich aus seiner dreijährigen Haft im Konzentrationslager zurück. Er studierte dann von 1946 bis 1947 an der Meisterschule für das deutsche Handwerk in Bielefeld und besuchte im Anschluss bis 1950 die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.

In seinen Aquarellen, Zeichnungen, Malereien und Skulpturen bildet er körperhafte Erscheinungsbilder ab. Die abstrakten Formen wirken wie Geister oder Gespenster : Sie tragen keine Gesichter, sondern leben hinter Masken und drücken einen teils tragischen, teils bestialischen Inhalt aus. Das Bildsujet entsteht durch einen dicken und dichten Farbauftrag, der sich – in den Aquarellen – in einer transparenten Schwerelosigkeit auflöst. Feinste Zeichnungen steigern sich zu einer gewaltsamen Schärfe und dienen dem Künstler als Spiegelbild. Die verschlossenen Figuren, in denen Interpreten immer wieder Zitate Catos sehen, verfügen über gefühlvolle Variationsebenen, die sich durch unterschiedliche Farbnuancen ausdrücken. Sei es, dass die organischen und vegetabilen Formen als ästhetisch oder hässlich, friedlich oder bösartig empfunden werden, sie beinhalten immer einen Sinn, einen Wert, der vom Betrachter ausgeht.

Abb. 1: Rainer Küchenmeister, Künstlerporträt von Heinz-Günter Mebusch (1980)

Abb. 2: verschiedene Medien (1965)

Abb. 3: Aquarell, Gouache, Tusche (1971)

Die Form muss bei Küchenmeister mit der Farbe eine Symbiose eingehen. Dann wird seine Kunst von einer magischen Kraft erfüllt, erhält Symbolcharakter und zeigt uns die Welt und Menschen, wie er sie selbst erlebte. Seine unbewegten Figuren leben nicht passiv, sie skizzieren eine Aktion.

Küchenmeister lebte lange Zeit in Paris und in der Normandie. Er feierte seinen internationalen Durchbruch auf der Documenta III – 1964 – in Kassel. 1969 wurde er zum Professor an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen.

(unter Berücksichtigung der Ausführungen von: http://kunstprojekte.gierig.net)

Abb. 4: Stolperstein vor seinem letzten Wohnhaus vor der Verhaftung durch die Gestapo im Sächsischen Palais in der Sächsischen Straße 63a in Berlin-Wilmersdorf (Fotograf: OTFW Berlin, Lizenz: CC BY-SA 3.0)