In Haul-Videos präsentieren Jugendliche ihre Einkäufe. Wie genau sieht das aus, warum sind Hauls beliebte YouTube-Videos und sind Hauls Erfahrungsberichte oder Werbung? An einem Beispiel wird das Phänomen Haul-Videos näher untersucht.
Haul-Videos sind Online-Videos, die seit ca. 2009/2010 auf YouTube zu finden sind und ursprünglich aus dem englischsprachigen Raum stammen. Der englische Begriff haul steht für Ausbeute bzw. Fang und verdeutlicht, um was es inhaltlich geht: Die Präsentation von erbeuteten Produkten. In Haul-Videos stellen sich Jugendliche – vornehmlich Mädchen – in den eigenen vier Wänden vor die Kamera, präsentieren ihre Einkäufe (Kosmetikprodukte, Kleidung) und geben unter anderem Styling- und Schminktipps. Dabei gibt es inzwischen unterschiedliche Varianten an Haul-Videos. […]
Die Jugendlichen werden bei diesem Format zu einer Art Stiftung Warentest von und für Pubertierende, indem sie ein Service-Angebot machen, neue Trends und Produkte vorstellen und diese bewerten. Darüber hinaus erzählen sie auch Privates, lassen die Zuschauer an ihrem Leben teilhaben und versuchen über authentische Kommunikation ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. […]
Bei Haul-Videos handelt es sich zunächst um Erfahrungsberichte, die im privaten Rahmen produziert und
veröffentlicht werden
und nicht um Werbemaßnahmen von Unternehmen, die ihre Produkte präsentieren. Allerdings hat die
Werbewirtschaft
bereits auf das Format reagiert, es werden Gratisprodukte zur Verfügung gestellt, die vorgestellt
werden können. Einige Hauler sind aufgrund ihrer Abonnentenzahl zu Partnern auserkoren und an den
Werbeeinnahmen beteiligt oder sie finanzieren sich z. B. über das Partnerprogramm von YouTube, das
Werbung in die hochgeladenen Videos einblendet. Unternehmen gehen immer häufiger
Kooperationen mit YouTubern ein und profitieren von ihrem großen Bekanntheitsgrad und der hohen
Nutzerbindung.
Quelle: Köberer, Nina: Pubertierende Siftung Warentest. Von
Jugendlichen für Jugendliche: Ein medienethischer
Blick auf Haul-Videos. In: Communicatio Socialis 48/3 (2015), 265-275
Der Begriff der Wahrhaftigkeit meint die Haltung, Wahrheit aussagen zu wollen und zielt auf die Richtigkeit und Objektivität der Darstellung der Informationen ab. Nur wahrhaftige Information ermöglicht eine freie Meinungsbildung. Wenn es um die Wahrhaftigkeit einer Darstellung geht, kann diese entweder glaubwürdig oder unglaubwürdig sein.
Um diese Entscheidung zu treffen, bewerten wir, ob die Darstellung authentisch ist. Als
authentisch gilt etwas, wenn das
subjektive Vorstellungsbild mit der Wahrnehmung übereinstimmt. Wenn also der unmittelbare Schein
und
das eigentliche Sein übereinstimmen, wird dies als authentisch wahrgenommen.
Quelle: Köberer, Nina: Pubertierende Siftung Warentest. Von
Jugendlichen für Jugendliche: Ein medienethischer
Blick auf Haul-Videos. In: Communicatio Socialis 48/3 (2015b), 265-275