Der Film „Stadtmeier und Landmeier” im Kontext von Flucht und Vertreibung

Produktion: Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), Filminstitut an der Hochschule Hannover (2017)

Fachdidaktische Konzeption: Dr. Dirk Alt, Dr. Peter Stettner
Redaktion im NLQ: Jörg Gabriel

Technische Realisierung und mediendidaktische Konzeption: AMMMa AG, Bielefeld

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Module:

  • I. Historischer Hintergrund
  • II. Filmographische Angaben und Entstehung
  • III. Filmsichtung und erste Eindrücke
  • IV. Filmische Gestaltungsmittel: Musik, Kameraführung, Dramaturgie und Schnitt
  • V. „Maden im Speck“? Die Lage auf dem Lande
  • VI. „Hunger, nichts als Hunger“: Die Lage in den Städten
  • VII. „Alles in Butter“: Ausgleich zwischen Stadt und Land?
  • VIII. Resümee: Bewertung des Films aus unterschiedlichen Perspektiven

Literatur

Glossar (in die Module eingebunden)

Materialien:

  • M 1: Sequenz- und Einstellungsprotokoll
  • M 2: Sequenzprotokoll
  • M 3: Interaktives Sequenz- und Einstellungsprotokoll
  • M 4: Exposé „Stadt und Land“
  • M 5: Hamsterfahrten

Einleitung

Entstanden im Dezember 1947, vermittelt der pädagogische Kurzspielfilm Stadtmeier und Landmeier einen Eindruck von den Versorgungsnöten in den ersten Nachkriegsjahren. Zwar bezieht sich der Film auf die Lage in der britischen Besatzungszone, wo er unter Anleitung der Besatzungsbehörden produziert wurde – doch lassen sich seine Schilderungen zumindest auf die beiden anderen Westzonen übertragen. Die Probleme waren dort die gleichen: Nahrungsmittelmangel und Produktionsrückgang, Schwarzmarkt und Tauschwirtschaft. Sieger und Besiegte standen vor der Herausforderung, in einer Situation allgemeiner Not ein funktionierendes Gemeinwesen zu errichten, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Bedarfsgütern zu gewährleisten und den wirtschaftlichen Wiederaufbau einzuleiten, um auf diese Weise die schwersten Kriegsfolgen überwinden oder wenigstens mildern zu helfen.

Der vor diesem Hintergrund produzierte Stadtmeier und Landmeier behandelt eine der bedrohlichsten Erscheinungen des damaligen Alltags: die ungenügende Lebensmittelversorgung insbesondere in den Städten. Der Hunger trieb viele Stadtbewohner zu sogenannten Hamsterfahrten aufs Land – um dort Lebensmittel „zu hamstern“ und ihre katastrophale Ernährungslage aufzubessern. Dabei verdächtigten viele Städter die Landbevölkerung, aus der Bedürftigkeit der anderen Profit zu schlagen und hungernden Städtern für Obst, Fleisch und Gemüse ihre letzten Wertsachen abzunehmen. Dieser Gegensatz zwischen Stadt und Land steht im Mittelpunkt von Stadtmeier und Landmeier, der eine solche Hamsterfahrt zum Ausgangspunkt einer Traumhandlung macht: Ein Ehepaar aus der Stadt fährt aufs Land, um von den dort lebenden entfernten Verwandten Lebensmittel zu erbitten. Nachdem die Aufnahme jedoch weniger herzlich ausfällt als erhofft, kommt es zum Streit zwischen den Meiers aus der Stadt und den Meiers vom Land – und, daran anschließend, zu einem Rollentausch, der dazu führt, dass beide Parteien jeweils Verständnis für die Lebenssituation der anderen entwickeln und ihre Ressentiments überwinden.

Aufgrund der humoristischen Machart des Films empfiehlt es sich, ihn im Unterricht als einen belehrenden Kommentar zu den sozialen Verhältnissen und Konflikten der frühen Nachkriegszeit einzusetzen. Bei Einbeziehung der Produktionsgeschichte werden zudem Rückschlüsse auf die Politik der britischen Besatzungsmacht möglich, ohne dass diese im Film aufträte. Losgelöst vom Geschichtsunterricht erscheint der Film darüber hinaus dann einsetzbar, wenn gesellschaftliche Solidarität in Krisensituationen thematisiert werden soll.

Das hier vorliegende Bildungspaket ist auf den Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I und II zugeschnitten. Es ist chronologisch aufgebaut und kann in der Abfolge der Module eingesetzt werden, wobei – je nach Erkenntnisinteresse und Stand der Vorkenntnisse – Arbeitseinheiten ausgelassen werden können.

Im Sinne der Medienkompetenzvermittlung soll der Film dabei einer historisch-kritischen Filmanalyse unterzogen werden, die sich der vier von Helmut Korte beschriebenen Dimensionen der Filmanalyse bedient: der Ausdifferenzierung von Filmrealität, Bedingungsrealität, Bezugsrealität und Wirkungsrealität.

I. bietet eine Zusammenfassung der historischen Hintergrundsituation.

II. schildert die Entstehungsgeschichte des Films und enthält Angaben zu den wichtigsten Mitwirkenden.

III. leitet die gemeinsame Sichtung des Films im Unterricht und die Sammlung erster Eindrücke an. Auf diesem Arbeitsblatt kann der vollständige Film abgerufen werden.

IV. behandelt filmästhetische und -künstlerische Fragen, insbesondere die Musikuntermalung, Kameraführung und die Dramaturgie des Films.

V. und VI. setzen sich auf Grundlage der entsprechenden Filmsequenzen mit den unterschiedlichen Arbeits- und Lebenssituationen und den Bedürfnissen in der Stadt und auf dem Land auseinander.

VII. thematisiert die Versöhnung zwischen den Filmfiguren und fragt nach einem möglichen Ausgleich zwischen Stadt und Land.

VIII. bietet zwei Perspektiven, aus denen ein Resümee des Films gezogen werden kann.