Sequenz 6
„Hunger, nichts als Hunger“ bestimme das tägliche Leben der Stadtbewohner, so schrieb die Kölnische Rundschau im August 1947. Das ist aber nicht der einzige Missstand, mit dem Landmeiers konfrontiert werden, als sie in die Wohnung der Stadtmeiers ziehen (Sequenz 6). Der Alltag konfrontiert sie mit einer ganzen Reihe ungewohnter Erfahrungen und bürokratischer sowie organisatorischer Herausforderungen, ohne dass sie die Möglichkeit hätten, auf die gewohnten Ressourcen ihres Hofes zurückzugreifen.
Filmische Inszenierung
„Aschbecher, nur Aschbecher...”
Hamsterfahrten
Das Tempo, in dem die Ereignisse im Film erzählt werden, wird vom Zuschauer verhältnismäßig subjektiv wahrgenommen. Dennoch lässt es sich auf verschiedenen Wegen beeinflussen.
Zum einen wird es durch die Geschwindigkeit der Handlung bzw. aller Bewegungen, die während der Filmaufnahmen zustande kommen, bestimmt. Hierzu zählen Bewegungen der Objekte und Personen im Bild genauso wie die Bewegungen der Kamera. Zum anderen wird das Tempo nachträglich manipuliert. Denn für gewöhnlich weicht die erzählte Zeit, also die Zeit, die innerhalb einer Geschichte vergeht, von der Erzählzeit, also der Laufzeit des Films, ab. Das hat nicht nur praktische, sondern vor allem auch dramaturgische Gründe. Denn Auswahl und Anordnung der erzählten Teile einer Geschichte nehmen großen Einfluss darauf, wie der fertige Film vom Zuschauer wahrgenommen wird.
Erst am Schnittplatz wird entschieden, was der Zuschauer später genau zu sehen bekommt. Hierzu wird das während des Drehs gewonnene Filmmaterial gesichtet, sortiert, gekürzt und neu kombiniert. Auf diese Weise entstehen Hunderte, zum Teil auch mehrere Tausend Einstellungen, also einzelne, ununterbrochenen Stücke Filmmaterial, die hintereinander abgespielt den fertigen Film ergeben. Mehrere Einstellungen werden durch Schnitte oder verschiedene Arten von Übergängen (z. B. Überblendungen) miteinander verknüpft. Abhängig von der Länge der kombinierten Einstellungen ergibt sich eine langsamere oder schnellere Schnittgeschwindigkeit.
Durch die Schnittgeschwindigkeit lässt sich das gefühlte Tempo einer Szene oder einer Sequenz steuern. Grundsätzlich gilt, dass Zeit sowohl gedehnt als auch verkürzt werden kann. Einzelne, sehr lange Einstellungen (langsame Schnittgeschwindigkeit) vermitteln oft eine eher ruhige und entspannte Atmosphäre, sie können aber genauso gut Langeweile oder Melancholie ausdrücken. Mehrere kurze Einstellungen (schnelle Schnittgeschwindigkeit) wirken häufig eher hektisch oder beschwingt. Spannende Actionszenen enthalten zum Beispiel oft eine schnelle Folge aus vielen kurzen Einstellungen. Wie eine Einstellung letztlich wirkt, hängt allerdings immer auch vom Inhalt des Gezeigten ab. Es gibt zum Beispiel Montagen, in denen in vielen kurzen Einstellungen mehrmals dieselbe Handlung aus verschiedenen Perspektiven gezeigt wird. In diesen Fällen dienen die kurzen Einstellungen dazu, Zeit zu dehnen, um ein bestimmtes Ereignis zu betonen.
Die meisten Filme bestehen nicht ausschließlich aus kurzen oder langen Einstellungen, in der Regel wird, abhängig von der gewünschten Wirkung einer Szene oder Sequenz, schneller und langsamer Schnittgeschwindigkeit gewechselt.