Filmographische Angaben

Welt im Film, Nr. 161 Welt im Film, Nr. 162
Produktionsjahr: 1948 1948
Veröffentlichungsdatum: 25.06.1948 02.07.1948
Auftraggeber: United States Information Service (USIS) United States Information Service (USIS)
Filmformat: 35 mm 35 mm
Länge: 12 Min., 353 m 11 Min., 303 m

Geschichte der „Wochenschau”

Entstehung der „Wochenschau“
Die Filmwochenschauen entwickelten sich aus kurzen Filmen, die seit Ende des 19. Jahrhunderts aufgenommenen wurden. Dabei wurden mehrere Filme mit unterschiedlichen Themen, wie Städtebilder, Katastrophen, Tiergeschichten, Modenschau und Sport, zusammengeklebt und als so genannte ‚Aktualitätenschau‘ angeboten. Die ersten Wochenschauen waren französische Produktionen, in Deutschland kamen sie ab 1910 auf dem Markt. Sie wurden zunächst auf Jahrmärkten und in Variétés gezeigt, später in Läden und den ersten Kinos. Im Ersten Weltkrieg dienten die Wochenschauen dazu, militärische Erfolge abzubilden. Dafür wurde 1917 die noch heute bekannte UFA (Universum Film AG) gegründet. Eine Kinovorstellung bestand üblicherweise aus Wochenschau, Kulturfilm (ein dokumentarischer Kurzfilm) und dem Hauptfilm. Erst 1930 entstand die erste „Wochenschau” mit Ton. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden alle bestehenden Wochenschauen zur Deutschen Wochenschau zusammengefasst und in der nationalsozialistischen Diktatur als zentrales Propagandainstrument genutzt.

Die „Wochenschau“ ab 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg verboten die Besatzungsmächte den Deutschen die Medienproduktion. Sie zeigten zunächst die Wochenschauen aus ihren eigenen Ländern in Deutschland. Bald ließen sie in ihren Besatzungszonen eigene Filmwochenschauen herstellen, die sich gegenseitig Konkurrenz machten: In den westlichen Besatzungszonen wurde die britisch-amerikanische Welt im Film, die private amerikanische Produktion Fox tönende Wochenschau und die von Frankreich beeinflusste Blick in die Welt ausgestrahlt. Die Wochenschauen dienten als wichtiges Informationsinstrument im Rahmen der Re-education zur Umerziehung der Deutschen zum demokratischem Denken. Erst Ende 1949 wurde auf Initiative der Bundesregierung und des Bundespresseamtes die unabhängige Neue Deutsche Wochenschau gegründet und in Hamburg hergestellt. In der sowjetischen Besatzungszone wurde Der Augenzeuge gezeigt und bei der staatlichen DEFA (Deutsche Film AG) produziert. Seit Gründung der DDR geriet die Redaktion des Augenzeugen zunehmend unter den Einfluss der SED, die schließlich jede Ausgabe kontrollierte, bevor sie in die Kinos ausgeliefert wurde.

Gestaltung und Produktion
Jede der etwa 10-minütigen Wochenschau-Ausgaben war mit Musik, Geräuschen und Kommentar unterlegt. Dabei war der Sprecher nicht zu sehen. Ein wesentliches Element war die Begleitmusik, die durch ihren düsteren oder heiteren, aufschwingenden oder anklagenden Ton die Gefühle der Zuschauer steuerte. Meinungsbildend wirkte auch die filmische Gestaltung der Themen durch Schnitt, Kameraführung und Bildwahl. Selbst die Reihenfolge der etwa acht bis 15 einzelnen Berichte lenkte die Wahrnehmung der Zuschauer: Sowohl der erste Bericht als Aufmacher als auch der letzte Bericht haben eine herausragende Bedeutung, weil sie besonders einprägsam sind. Die Wochenschauredaktionen etablierten ein großes internationales Netz für den Austausch von Nachrichtenmaterialien mit ganz Europa, Asien und Amerika. Dieses Fremdmaterial konnte im Kalten Krieg genutzt werden, um den ideologischen Gegner in ein ungünstiges Licht zu stellen. Die Wochenschauen hielten sich zwar noch bis in die 1970er Jahre, doch unterlagen sie schon seit den 1960er Jahren der Konkurrenz des Fernsehens, das auf das politische Tagesgeschehen schneller und präziser reagieren konnte.

Literatur

  • Hickethier, K. (2006): Wochenschauen in Deutschland nach 1945. Mobilisierung für eine neue Gesellschaft? In: Segeberg, H. (Hrsg.): Mediale Mobilmachung II. Hollywood, Exil und Nachkrieg. Mediengeschichte des Films Band 5. München: Wilhelm Fink, S. 272-298.
  • Hoffmann, K. (2005a): Menschen, Tiere, Sensationen. Die Wochenschau der 30er Jahre. In: Zimmermann, P. & Hoffmann, K. (Hrsg.): Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland Band 3. „Drittes Reich“ 1933-1945. Stuttgart: Reclam, S. 211-230.
  • Lehnert, S. (2013): Wochenschau und Tagesschau in den 1950er Jahren. Konstanz: UVK
  • Jordan, G. (1996): Der Augenzeuge. In: Filmmuseum Potsdam (Hrsg.), Jordan, G. & Schenk, R. (Red.): Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946-92. Berlin: Filmmuseum Potsdam & Jovis Verlagsbüro, S. 271-293.
  • Müller, C. (1998): Variationen des Kinoprogramms. Filmform und Filmgeschichte. In: Müller, C. & Segeberg, H. (Hrsg.): Die Modellierung des Sehens. Zur Geschichte des Kinoprogramms zwischen Kurzfilm und Langfilm. Mediengeschichte des Films Band 2. München: Fink, S. 43-75.
  • von Zglinicki, F. (1956): Der Weg des Films: Die Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Berlin: Rembrandt-Verlag.

Die Wochenschau Welt im Film

Die Welt im Film war eine britisch-amerikanische Gemeinschaftsproduktion und wurde in Geiselgasteig bei München auf dem Gelände der ehemaligen Filmproduktionsfirma Bavaria hergestellt. Diese Wochenschau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere zur ‚Re-education‘ und ‚Re-orientation‘ (zur Umerziehung und Neuorientierung der Deutschen) eingesetzt. Schon kurz nach Kriegsende, am 18. Mai 1945, startete die Vorführung in den Kinos der britischen und amerikanischen Besatzungszone. Noch bis zum 1. Januar 1950 waren die westdeutschen Kinos verpflichtet, die Welt im Film zu zeigen.

Die Verwaltung und die technische Organisation der Welt im Film unterstanden dem Amerikaner Sam Winston. Die redaktionelle Leitung hatte der Brite George F. Salmony. Die ersten Ausgaben wurden noch in London hergestellt. Sie waren nicht von einem redaktionellen Team gestaltet worden, sondern eine Fortsetzung der Kriegsberichterstattung. Die drastischen Bilder von Kriegsfolgen waren bei den Zuschauern aber nicht erfolgreich, so dass die Gestaltung geändert werden musste.

Unter der Leitung von Salmony arbeiteten auch Deutsche als Sprecher, Cutter und Vorführer. Die Kameramänner bildeten Aufnahmeteams, die auf mehrere Standorte in Westdeutschland verteilt waren: in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart. Zudem erhielten die Redakteure internationales Film-Material aus London. Der Vorspann zeigt bereits den amerikanischen Einfluss: eine Weltkugel dreht sich zu Western-Musik. Für den Inhalt mussten zwar politische Richtlinien aus Washington beachtet werden, sonst hatte Salmony aber freie Hand in der Gestaltung. Die Richtlinien für die Information der Deutschen durch die Welt im Film konzentrierten sich u.a. auf die Entwicklung demokratischer Gedanken und individueller politischer Verantwortlichkeit und die Achtung der Grundrechte mit Presse- und Redefreiheit. Deutsche sollten nach der Isolation in der Diktatur befähigt werden, den Kontakt mit der Außenwelt zu erneuern, den Platz in der „Familie der Nationen“ wieder einzunehmen. Die Zuschauer sollten emotional berührt werden und sie sollten mitverfolgen können, wie der Wiederaufbau im westlichen Deutschland stattfand. Die Themen der Beiträge waren: Politik, Sport, kulturelle Ereignisse im In- und Ausland, Alltags-Themen und Selbsthilfe, Eingliederung von Flüchtlingen, Schwarzmarkt und ‚Hamstern‘. Bei den Zuschauern waren die Bilder aus aller Welt am beliebtesten. Wie bei allen Wochenschauen, war einmal in der Woche Redaktionsschluss. Alles was danach geschah musste für die nächste Ausgabe (eine Woche später) aufgehoben werden. Damit hatte ‚Aktualität‘ damals eine andere Bedeutung als heute.

Schon 1949 hatten sich die Briten aus der Produktion zurückgezogen, denn für sie war die Re-education bzw. Re-orientation abgeschlossen. Durch die weiterhin finanzielle Unterstützung aus Amerika hatte die Welt im Film eine gute Ausgangsposition im Konkurrenzkampf und war in der Bundesrepublik weit verbreitet. 1952 wurde die Herstellung an eine deutsche Organisation (an die Neue Deutsche Wochenschau GmbH) übergeben. Ab Juni 1952 wurde die „Welt im Bild“ als Nachfolgeproduktion der Welt im Film hergestellt – die erste Ausgabe erschien ab 1. Juli 1952. Der Inhalt war nicht mehr auf Re-education oder Kriegsfolgen ausgerichtet, sondern umfasste – wie bei allen anderen Wochenschauen auch – eine ‚bunte Mischung‘. Aber auch die Amerikaner zogen sich 1955/1956 aus der Wochenschau-Produktion zurück und die Vermarktungs-Rechte wurden veräußert. Die Welt im Bild wurde danach ab 1. August 1956 zur Ufa-Wochenschau und vom Herzog-Filmverleih vertrieben.

Literatur/Quellen

  • Bodensieck, H. (1983): Die Welt im Film – Berichterstattung über die staatliche Neuorganisation Deutschlands 1948/1949. In K. F. Reimers, M. Lerch-Stumpf & R.
  • Steinmetz (Hrsg.), Zweimal Deutschland seit 1945 im Film und Fernsehen I: Von der Kinowochenschau zum aktuellen Fernsehen. München: Ölschläger, S. 61-88.
  • Hallig, C. (1983): Erinnerungen an die Arbeit bei der Welt im Film. In K. F. Reimers, M. Lerch-Stumpf & R. Steinmetz (Hrsg.): Zweimal Deutschland seit 1945 im Film und Fernsehen I: Von der Kinowochenschau zum aktuellen Fernsehen. München: Ölschläger, S. 41-58.
  • Held, C. & Lorenz, U. (1974): Die Entwicklung der Wochenschau in Deutschland 1948 – Chronik eines Jahres Welt im Film Nr. 186/1948. Göttingen: IWF.
  • Niederschrift über die Verwaltungsratssitzung der Neuen Deutschen Wochenschau G.m.b.H. am 22. September 1951, BArch B 145/146
  • Brief von Neue Deutsche Wochenschau an Generaldirektor Fengefisch, Hamburg, 20.6.1952, BArch B 145

Aufgaben

  1. Arbeiten Sie aus dem Text die Funktion der „Wochenschau“ nach dem Zweiten Weltkrieg heraus.
  2. Vergleichen Sie die „Wochenschau“ mit Sendeformaten aus der heutigen Medienlandschaft: Welche Sendung würde der damaligen Kino-Wochenschau am ehesten entsprechen?
  3. Erklären Sie, warum die „Wochenschau“ ab den 1970er Jahren aus den Kinos verschwindet.