Infolge der massiven Kriegszerstörungen in den Großstädten und des Zusammenbruchs der alten Ordnung war die wirtschaftliche/soziale Lage vieler Menschen in den ersten Nachkriegsjahren im besetzten Deutschland von großer Not, Mangel und Hunger gekennzeichnet. Mehr als zwei Millionen Flüchtlinge, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in die Westzonen kamen, verschlim¬merten die Situation. Die alte Reichsmark war weitgehend wertlos geworden, ein System von Be¬zugsscheinen sollte wenigstens die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen. Dabei gingen die Angloamerikaner davon aus, dass ein sogenannter „Normalverbraucher“ pro Tag 2.000 Kalorien benötigte. Ab Frühjahr 1946 konnten jedoch zumeist nur Lebensmittel für ca. 1.000 Kalorien zugeteilt werden. Insgesamt blieb die Lebensmittellage bis zum Frühjahr 1948 äußerst angespannt.
Die Hungerjahre 1945-1948 waren geprägt von der Blütezeit des Schwarzmarktes. Da Kohlen und Rohstoffe knapp waren, lief die Wirtschaft bis 1947 nur schleppend wieder an. Zudem waren zahlreiche Industriebetriebe von der Demontage bedroht, da sie während des Krieges für die Rüstung gearbeitet hatten. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der neu produzierten Güter wurde unterschlagen und auf den Umschlagplätzen des Schwarzen Marktes, vor allem in Großstädten, gehandelt: Hier ließ sich ein Vielfaches der von den Besatzungsbehörden festgelegten Höchstpreise erzielen. Schätzungen zufolge wurden ein bis zwei Drittel der Produktion nicht ordnungsgemäß deklariert, sondern als Schmuggelware in die anderen Besatzungszonen und sogar ins Ausland transferiert. Betriebe entsandten aber auch Mitarbeiter aufs Land, die dort Maschinenteile, Werkzeuge und andere Waren gegen Lebensmittel und Brennmaterial eintauschten. Infolgedessen verlor das Geld (die Reichsmark) an Wert. Bei einem monatlichen Durchschnittseinkommen eines Arbeiters von 132 RM wurden 1947 für ein Pfund Butter in der britischen Zone Schwarzmarktpreise von 240-250 Reichsmark gezahlt, für ein Pfund Speck 200 Mark, für ein Pfund Zucker 70-90 Mark, für ein Pfund Mehl 30 Mark und für drei Pfund Brot 25 Mark. Ein Paar Strümpfe wurde mit 200 Mark gehandelt, ein Paar Herrenschuhe mit 750 Mark.
Zwischen Stadt und Land entspann sich ein reger Warentausch, der für die Städter überlebenswichtig wurde. Trotz des Verbotes von Hamsterfahrten blieb vielen Stadtbewohnern nur die Möglichkeit, ihre Habseligkeiten auf dem Lande gegen Lebensmittel einzutauschen. Dies wurde von den Ordnungskräften zum Teil stillschweigend toleriert, zum Teil aber auch geahndet. Die Ausbeute derer, die ertappt wurden, wurde konfisziert. Hungerdemonstrationen, Mundraub und Plünderungen von Lebensmitteltransporten wurden von den britischen Besatzern mit zunehmender Besorgnis beobachtet, da sie eine politische Radikalisierung (zugunsten des Sowjetkommunismus) in ihrer Zone fürchteten.
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Welt im Film 161, Sequenz 2